ChillingCat-Repositionsmanöver des Lagerungsschwindels
Ich persönlich nenne meine Therapie "ChillingCat-Repositionsmanöver" in Anlehnung meiner Methode an das Verhalten unserer Katze, wenn sie chillt (sich entspannt). Sobald die Diagnose durch einen Lagerungstest ("Dix-Hallpike") gestellt ist, erfolgt sofort anschließend die Therapie in meiner Praxis. Sie benötigt etwa 10-15 Minuten und führt in der Regel direkt danach zu Beschwerdefreiheit und kann mit Ausbleiben der bisherigen Schwindelsymptomatik, also einem dann negativen Dix-Hallpike-Test, nachgewiesen werden:
Meine Erfolgsrate aktuell: 1751) von 1754) = 100%.
Dadurch, dass beim ChillingCat schnelle Bewegungen im Gegensatz zum Epley- oder gar Sémont-Manöver vermieden werden, kommt es dabei nicht zu heftigen Schwindelattacken.
Wenn beide Ohren betroffen sein sollten, kann man das ChillingCat-Repositionsmanöver nach ein paar Tagen auch für das andere Ohr5) durchführen. Man sollte aber andere Varianten2) erst ausschließen.
Selten können Nebenwirkungen auftreten:
· Ein Abrutschen weiterer Statolithen von der Macula Utriculi ("Avalange"-Effekt)3) mit dem Gefühl von diffusem Schwindel und "Auf-Wolken-Gehen" (im Extrem für Sekunden das eines jähen Absturzes), wegen des dadurch einseitig dejustierten Lage- & Schweresinns, das selten länger als 24 Stunden anhält.
· Außerdem kann, da ja der Auslöser des Schwindels auch hier abrupt wegfällt, kurzzeitig (im Minuten- bis Stundenbereich) ein "Landgang-Effekt" auftreten, der dem "Schwanken des festen Bodens" entspricht, den Seeleute beim Verlassen des schwankenden Schiffes beim Landgang erleben. Es ist ein Symptom des Umlernens der Gleichgewichtswahrnehmung.
· Das ChillingCat-Repositionsmanöver kann (und sollte) auch problemlos sofort wiederholt werden, wenn sich herausstellt, dass beim ersten Durchgang nicht alle Kristalle aus dem Bogengang entfernt worden sind. Das passiert meistens, wenn d. Pat. im ersten Durchgang die ChillingCat-Positionen aus Angst vor Schwindel nicht huntertprozentig so einnimmt, wie angewiesen (was in einem zweiten Durchgang dann kein Problem mehr darstellt), selten auch durch eine eingeschränkte ChillingCat-Lagerungsmöglichkeit bei körperlicher Unbeweglichkeit wie Halswirbelsäulen-Problemen oder extremem Übergewicht.
Eine wissenschaftliche Veröffentlichung meiner ChillingCat-Therapie steht noch aus. Bis dahin gebe ich noch keine Anleitung weiter.
1) Ich hatte zeitweise einen einzigen "failure" in meiner speziellen Therapie des BPPV dokumentiert. Inzwischen (Nov. 2010) kam der Patient, den ich damals noch einmal einbestellt hatte, um nach der scheinbar erfolglosen Therapie eine zweite Sitzung durchzuführen und der dann nicht mehr erschienen war, erneut zu mir und gab an, dass sein BPPV damals bereits am übernächsten Tag verschwunden war und er sich deshalb nicht mehr gemeldet hatte. Kritische Stellungnahme: Möglicherweise hatte ein "Avalanche"-Effekt bei der Durchführung meines Manövers auch noch Statolithen von der Macula gefegt und so zeitweise einen Therapiemisserfolg vorgetäuscht. Also: Bisher 100% Erfolgsrate bezogen auf die Kernerkrankung.
2) Bei Fall 83 (Mai2013) fand sich eine interessante Kombination: 1.) Kristalle im rechten dorsalen Bogengang -> ChillingCat rechts erfolgreich durchgeführt. Typischer "dorsaler BPPV" verschwunden, aber bei der Erfolgskontrolle weiter Lagerungsschwindel nach erst 15(!) sec. bei reiner Kopfdrehung nach links: Zunächst Wiederholung des ChillingCat rechts führte zu heftigem vertikalen (Upbeat)-Nystagmus mit einem für d. Pat. schrecklichen Gefühl, vornüber in einen Abgrund zu fallen! -> Nochmals erweiterter Dix-Hallpike: Im Liegen Nyst. nur bei Kopfdrehung nach links auslösbar = 2.) Wohl Kristall-"Flitter" im rechten anterioren(!) und auch im rechten horizontalen (lateralen) Bogengang -> Erfolgreich durch "Barbecue-Manöver" behandelt. Am Folgetag waren alle Symptome und auch die vegetativen Begleiterscheinungen des komplexen Erkrankungs-, Diagnosestellungs- und Therapieblocks vergangen. Bei Fall 141 (Feb.2019) war es auch komplexer, als sonst: Otolithen in den dorsalen Bogengängen BEIDseits (-> ChillingCat erst rechts, dann noch links) UND im lateralen Bogengang rechts (->Barbecue-Manöver ein paar Tage später: Alles gut). Die oft empfohlenen Brandt-Daroff/Sémont- Manöver scheinen die Kristalle manchmal erst richtig in den Bogengängen zu verteilen - cave!
3) Extremes Beispiel dafür: Pat. 85 (Sept.2013) richtete sich während des Repositionsmanövers unvermittelt auf! Ergebnis nach nochmaligem "ChillingCat" sofort danach: Otolithen zwar aus dem Bogengang heraus, aber auch die physiologischen von der Macula "gewaschen": In Kopfseitenlage langsam auftretender unerschöpflicher Horizontalnystagmus. Es hilft nur abwarten bis Otoconien nachkristallisiert sind und die zentrale Kompensation inzwischen arbeitet. Eine Verlaufskontrolle war mir leider nicht erschöpfend möglich, da Pat. danach verreist ist.
4) Meine HUNDERTste ChillingCat-Anwendung erfolgte am Freitag, den 13. Juni 2014. Seit 10 Jahren 100 erfolgreiche Anwendungen meiner Methode ergeben im Durchscnitt 10 in meiner Praxis wegen Lagerungsschwindel erschienene und behandelte Patienten pro Jahr. Für eine Auslandspraxis wie meine zeigt dieses Ergebnis auf, wie hoch eigentlich der Anteil an BPPV Erkrankungen an meiner Patientenklientel ist. Andere peripher- oder zentralnervöse Schwindel-Ursachen ("Neuronitis Vestibularis", "Akustikusneurinom", u.a.) und erst Recht der sonst m. E. viel zu häufig falsch-positiv diagnostizierte M. Ménière kamen viel seltener hier vor!
5) Beispiel #121 und #122: 4 Tage nach einem Sturz der Länge nach auf den Bauch BPPV entwickelt -> Erst links, dann 1 Woche später rechts ChillingCat brachte endgültig Ruhe.