Hörgeräte?

Kennen Sie folgende Sprüche und Gedanken vielleicht von sich selbst? ...
 
Die Leute nuscheln heutzutage immer mehr...!
Ich kann bei Familienfeiern meinem Gegenüber nicht mehr im Gespräch folgen...!
Mein Partner sagt, der Fernseher wäre viel zu laut...!
Man hat Geheimnisse vor mir und flüstert hinter meinem Rücken...!
Immer häufiger sieht man mich seltsam an, wenn ich eine Antwort gebe...!
Das Geschrei der Kinder geht mir auf die Nerven...!
Mein Ohrensausen hat in den letzten Monaten zugenommen...!
Grummel! Entweder sie reden zu leise oder schreien dann gleich zu laut...!
Verflixt, beinahe wäre ich ins Auto gelaufen! Müssen die Motoren heutzutage so leise sein?
 
Stark vereinfacht(!) möchte ich Ihnen hier die Zusammenhänge kurz erläutern.
In der Praxis gehe ich aber in einem ausführlicheren Gespräch mit Ihnen auf Ihre individuelle Besonderheiten beim Hören ein:
 
Im Laufe des Lebens altern unsere Körperzellen. Im Wesentlichen, weil sie sich unzählige Male teilen und dabei jeweils immer ein Stückchen Ihres Bauplans, der DNS, verloren geht. Außerdem haben möglicherweise zusätzlich starke Beanspruchung in Beruf, Hobby und Umwelt den Zählerstand für die Anzahl Eigenreparaturen schneller dem "Maximum" angenähert. Das gilt für die faltiger werdende Haut genauso wie für die Sinneszellen. Auch im Innenohr.
 
Die altersentsprechende Abnahme der Hörfähigkeit beginnt bei den hohen Frequenzen, also denen, welche Zisch- und Explosivlaute repräsentieren. Daher "moind mon, daf dü ondaran immo ämwega nubbeln würdn": Es fehlt Ihrem Gehirn an Input von s-f und p-t und sch-ch - Lauten. Diese hochfrequenten Sprachbestandteile enthalten wichtige inhaltliche Informationen. Wenn nur kurze Sätze oder gar sinnzusammenhangslose Wörter oder Ziffern gesprochen werden, entnehmen Sie dem immer häufiger keinen Sinn mehr. Ihr Gehirn ist unablässig äußerst angestrengt damit beschäftigt, aus dem Kontext zu erraten, was gemeint sein könnte. Bei Überlastung Ihrer Konzentrationsfähigkeit schließlich schalten Sie erschöpft ab. Sie wollen nur noch ihre Ruhe!
 
Dazu kommt noch folgende Eigenschaft des Innenohres: In dessen Hörschnecke sind zigtausend einzelne Hörzellen aufgereiht. Jedes entspricht einem kleinen Mikrofon mit eigenem Kabel zum Gehirn und repräsentiert eine einzelne Frequenz dort. Wenn Ihnen Hörzellen zugrunde gehen, übernehmen Nachbarzellen ab einer höheren Lautstärke deren Funktion. Die Folge ist, dass 1.) die Lautstärke höher sein muss als vorher und 2.) dass der reine Ton, der früher gehört wurde, nun von Nachbarzellen wahrgenommen werden, die aber etwas höher oder tiefer "gestimmt" sind, das heißt, statt eines reinen Tones hören sie ein schmalbandiges Rauschen, das um den Ton herum liegt. Und die Stimme oder Umgebungsgeräusche bestehen nun aus einem ganzen Gemisch an Tönen - es entsteht ein Klangbrei!
 
Ein weiteres Phänomen ist, dass Sie bei einer Lautstärke bis zu Ihrer nun erhöhten Hörschwelle die entsprechenden Töne gar nicht hören, darüber hinaus aber genauso laut, wie ein Normalhöriger! Bei einem Hörverlust von beispielsweise 80 Dezibel in den mittleren und hohen Tonfrequenzen des Gehörs hören Sie bei normaler Umgangssprache (ca. 65 Dezibel) nur die tiefen Töne - "...nuschel nicht so!". Wenn Sie das nun dem Gegenüber signalisieren und er wiederholt seine Worte nochmal mit 85 Dezibel, so zucken Sie wegen der tatsächlich plötzlich auch für Sie 85 Dezibel lauten Stimme zusammen - "...jetzt schrei nicht so!"
 
An Ihren Ohr-Frequenzgang angepasste Hörgeräte (am besten auf beiden Ohren, da Richtungshören und Gesamthöreindruck dadurch überproportional verbessert sind) "pressen" nun die nicht gehörten Töne und die gehörten in den Lautstärke-Bereich, in dem Sie selbst hören können. Die leisen Töne werden verstärkt, die lauten nach oben begrenzt. Der Equalizer Ihrer Stereoanlage kann schon einen Teil davon, bei weitem aber nicht alles, was ein Hörgerät alles leistet:
Moderne, digitale Hörgeräte zerlegen die Mikrofonsignale erst in Daten-Bytes, verarbeiten sie in dem kleinen eingebauten Computer - dem Signalprozessor - und setzen diese neu errechneten Computer-Bytes wieder in ein hörbares Signal am kleinen Hörgeräte-Lautsprecher um. Der Signalprozessor wurde dazu vom Hörgeräteakustiker mit den Ergebnissdaten ihres Hörtests, Ihrer Hörschwelle, gefüttert. Außerdem bekam er eingespeist, ab welcher Lautstärke es für Sie absolut unbehaglich laut wird.
Intern hat jeder Hörgerätehersteller ein firmeneigenes, patentiertes Signalverarbeitungs-Programm (Algorithmus) programmiert. Daher ist die eine oder die andere Hörgeräte-Marke für einen Menschen besser geeignet als die andere. Das müssen Sie aber mit Hilfe Ihres Hörgeräteakustikers heraus finden, der Ihnen verschieden Geräte zum Ausprobieren anbieten sollte.
 
Warum aber landen die meisten der teuren Hörgeräte frisch nach dem Kauf für immer in der Nachttischschublade? Nun, dazu erzähle ich Ihnen in der Praxis dann mehr, damit Ihnen das nicht passiert. Sie werden dabei lernen, was Ihre neuen Hörgeräte mit einer Übernachtung im Urwald gemeinsam haben ...
 
Wenn Sie unter Tinnitus leiden werde ich Ihnen meine illustrative Geschichte über ein Fernsehgerät im Zusammenhang mit Ihren Ohrgeräuschen erzählen, damit Sie es verstehen ...
 
Die Hörgeräteverordnung in der Praxis führe ich nach den Richtlinien der deutschen Versicherer durch. Dazu benutze ich dieselben genormten Ton- und Sprachhörtests wie meine HNO-Kollegen in Deutschland. Sie bekommen dafür eine "Ohrenärztliche Verordnung einer Hörhilfe" entsprechend dem "Muster 15" von mir ausgestellt.
 
Zu Fragen bezüglich der Höhe der Übernahme der Hörgerätekosten konsultieren Sie bitte vor dem Kauf Ihre Krankenkasse! Rechtliche Informationen bietet die Kassenärztliche Bundesvereinigung und die wertvolle Beratungsrichtlinie (pdf) des Deutschen Schwerhörigenbundes.