Trockene Kaltluft nachts

Warum wache ich v.a. im Teneriffa-Winter morgens mit total trockenem Hals auf?
Man glaubt es kaum, aber in Winternächten kann die Luft an Teneriffas Küsten sehr kalt und trocken sein! Wenn man dann morgens mit trockener Nase, trockenem Mund und Hals, oder schlimmer, mit Halsschmerzen oder Bronchitis aufwacht, hat dies seinen Grund in einem meteorologischen Phänomen, was für diese Insel hier typisch ist:
 
Am Beispiel der Nordküste lässt sich das gut erklären: Tagsüber wehen normalerweise die "Alisios", der Nordostpassatwind. Er bringt meist feuchtere, wärmere Atlantikluft mit sich an die Küste. Im Orotavatal kann man dann sehr gut erkennen, dass die mitgebrachte und auch die in der Sonne am Boden verdunstende Feuchtigkeit Richtung Berg nach oben steigt und bei der Temperaturgrenzschicht ("Taupunkt") etwa in 1000m ü.N.N. (etwa bei Aguamansa) als Wolke kondensiert. Im Laufe des Tages erweitert sich diese Wolke dann nach Norden hin bis an die Küste bei Puerto de la Cruz: Der "panza del burro" ist entstanden: Wie die Sicht von unten auf den "Bauch eines Esels": Graue Wolkendecke.
Nachts verschwindet diese Wolkendecke wieder und das Land kann die Tages-Wärme in den Weltraum abstrahlen und kühlt aus. Da der Kanarenstrom im Meer eine weitgehend konstante Temperatur beibehält, kommt es schließlich gegen Mitternacht dazu, dass das Wasser wärmer ist als das Land dahinter. Nun steigt deshalb über dem Meer die Luft auf und "zieht" (Tiefdruckgebiet) in einer mehrere dutzend Metern dicken Schicht Luft aus der Höhe nach unten an die Küste. Man kann dies auch deutlich daran erkennen, dass Fahnen am Ufer nun in der Nacht Richtung Meer wehen, während sie tagsüber Richtung Land geweht haben.
Die Aufzeichnung der Windrichtung der Wetterstation in La Orotava (im Bild Beispiel der 49. Woche 2012) zeigt dies eindrucksvoll: Immer um Mitternacht herum wechselt die Windrichtung von Nord (0°, 360°) auf Süd (180°), also von "vom Meer" auf "vom Berg"! Windrichtung La Orotava 2012-49.WocheDiese Windrichtung bleibt dann noch bis zum Vormittag erhalten. Da im Winter die Temperaturen auf Teneriffa's über 1000m hohen Bergrücken, der "cumbre" auch sehr kalt wird, ist diese bodennah herabgleitende Luftschicht kalt und trocken. Tagsüber zeichnete die genannte Wetterstation bis 90%, nachts nur bis 40% Luftfeuchtigkeit auf.

Diese Luft gerät nun in die offenen Schlafzimmer, die offenen Münder und Rachen und erwärmt sich dabei von z.B. 10°C auf 37°C Körpertemperatur. Die nun erwärmte Luft kann und muss jedoch viel mehr Feuchtigkeit aufnehmen (das ist ein physikalisches Gesetz) und holt sich die Feuchtigkeit aus den Schleimhäuten. Die Folge ist, dass diese austrocknen und das sonst "schwimmende Immunsystem" in dem nun fehlenden Feuchtigkeitsfilm nicht mehr den Kampf gegen Staubpartikel, Allergene, Viren, Pilze und Bakterien aufnehmen kann. Hautoberflächen werden häufig zudem trocken-rissig und können sogar bluten.

Die Maßnahme, dieses Problem zu verhindern, liegt nach dieser Erklärung nun auf der Hand. Aber es gibt auch noch ein paar andere Dinge zu beherzigen, wenn die Halsschmerzen schon begonnen haben, sich einzunisten. Ich werde Ihnen dies in der Praxis nach einer individuellen Untersuchung genau erläutern und Ihnen auch eine entsprechende To-Do-Liste mit geben.