"Trau niemals deinen Sinnen!"


Dieses Motto habe ich vor Jahren in meiner Signatur für meine Beiträge in einem Brummton-Forum verwendet, bis ich mich, frustriert von "dennoch" so viel "betonierter" Voreingenommenheit einiger Betroffener, daraus verabschiedet habe. Es ging mir darum, in jedem meiner Beiträge durch diese Signatur am Unterrand immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass die Dinge nun mal oft nicht so sind, wie sie einem scheinen. Erstaunlicherweise ist beim Googlen meines Mottos kaum jemand anderes aufzufinden! Das zeigt, wie unbekümmert viele mit ihren Sinneseindrücken umgehen. Andererseits wäre man schnell überlastet, alles auf Stichhaltigkeit und Wahrheitsgehalt zu prüfen, was man so in der Welt sieht und hört und fühlt und riecht und schmeckt.

Hinlänglich bekannt sind allen die optischen Täuschungen. Auch, dass Zeugenaussagen bei der Polizei oft alle unterschiedlich ausfallen.

Kaum jemand aber weiß, dass es auch akustische Täuschungen, akustische Illusionen gibt:

Frau Prof. Deutsch von der UCSD (University of California at San Diego, USA) ist Psychologin und beschäftigt sich seit Jahren mit solchen akustischen "Fehlhörigkeiten". Man ist, analog zur optischen Täuschung, davon überzeugt, etwas ganz anderes zu hören, als was tatsächlich gespielt wird. Ich bin über einen Artikel in einer meiner neurootologischen Weiterbildungslektüre auf sie gestoßen und möchte Ihnen den Besuch ihrer (englischsprachigen) Website und deren Unterseiten mit Hörbeispielen empfehlen: http://deutsch.ucsd.edu/psychology. Warum?

Prof. Deutsch macht einem dort schnell bewusst, dass die Verarbeitung von Hörsinneseindrücken sehr subjektiv "gefärbt" wird durch Prozesse, teils schon auf "Hardware"-Ebene, also z.B. durch die Verknüpfung erster Nervenzellen (Neuronen) im Ohr und im Stammhirn, aber dann - immer individuell variabler - auch auf "Software"-Ebene, also dem bewußten Wahrnehmen und Assoziieren im Großhirn. Vor allem die persönliche Erfahrung (z.B. gesprochene Sprachen, Musikalität, Frequenzgang des eigenen Hörvermögens, Erwartungshaltung an das hereinkommende akustische Signal, u.v.m.). aber auch psychische Veränderungen, Erkrankungen und psychisch wirksame Medikamente und Substanzen (vielleicht einigen schon bekannt vom Alkoholrausch?) verändern die akustische Wahrnehmung in höchst subjektiver Weise. Man ist dann felsenfest davon überzeugt, genau das gehört zu haben, was man beschreibt. - Aber: "trau' niemals deinen Sinnen!".....

Ihre ganz handfeste Anwendung findet die Psychoakustik übrigens in der Entwicklung von immer besseren Hörgeräten und Hörtests. In Deutschland ist m. E. darin die Uni Oldenburg führend: Das multidisziplinäre Team um Prof. Kollmeier analysiert psychoakustische und physikalische Einflüsse auf das Hörempfinden. Falls Sie einmal nach Oldenburg kommen, besuchen Sie doch mal den Hörgarten dort - Sie werden staunen!